Der Anhalt-Schreiber
Geschichten zwischen Harz und Fläming |
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Roßlau: ein KZ in Anhalt |
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Denkt man an Nationalsozialismus und Faschismus, ist wohl
„Konzentrationslager“ das nächste grauenerregende Wort, das einem
einfällt. Auch in Anhalt hat es ein solches gegeben und es war eines der
frühesten, die Deutschland überhaupt hatte: das KZ Roßlau. Der Freistaat
Anhalt hatte sich seit der zweiten Hälfte der 1920er Jahre zu einer der
Hochburgen der NSDAP entwickelt. Und seit der Landtagswahl 1932 war
Anhalt das erste Land in der Weimarer Republik, das durch einen
NSDAP-Ministerpräsidenten regiert wurde. Nach der Ernennung Adolf
Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 und der Brandstiftung am
Reichstagsgebäude in der Nacht vom 27. zum 28. Februar des gleichen
Jahres eskalierte die Gewalt gegen die linken Kräfte auch im Freistaat.
Eine Welle von Verhaftungen rollte über das Land. |
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Spätestens
als es im Juni 1933 nochmals zu einem Anstieg der Anzahl politischer
Gefangener kam, dürfte die Idee entstanden sein, für diese auch in
Anhalt ein spezielles Lager zu errichten. Nachdem die Behörden
umher-gereist waren, wählte man das „Volkshaus der Gewerkschaften“ in
Roßlau, das bis vor Kurzem als Versammlungsstätte der SPD gedient hatte.
Der Gebäude-komplex in der Roßlauer Hauptstraße war im Mai 1933
Das Areal des ehemaligen
Konzentrationslagers Roßlau
beschlagnahmt
und dann als sozialdemokratisches Vermögen enteignet wurden. |
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Das neu zu errichtende Konzentrationslager
lag damit mitten in einer Wohngegend und direkt an einer belebten
Straße. Es ist anzunehmen, dass dies bewusst entschieden wurde, damit
der Anblick der Häftlinge und die unmittelbare Präsenz des Lagers die
Bevölkerung einschüchterten. Ein neuer Zaun aus hohen mit Stacheldraht
versehenen Brettern umgab das Gelände, das zudem durch das Flüsschen
Rossel an zwei Seiten begrenzt wurde. Am 12. September 1933 ging das
Roßlauer Konzentrationslager in Betrieb. Belegt war es in der Folgezeit
mit durchschnittlich rund einhundert Häftlingen, vorwiegend Kommunisten,
einige Sozialdemokraten. Fast ausnahmslos kamen die Insassen aus Anhalt. |
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Zwar
gab es wohl in Roßlau keine Todesfälle, doch Misshandlungen und
Demütigungen von Häftlingen waren an der Tagesordnung. Am 31. Juli
1934 kam die Schließung, als „Übergangs-Konzentrationslager“ hatte es
seinen Zweck erfüllt. Nun war die Zeit für große Lager gekommen, für
deren Errichtung man auch die in kleinen Lagern wie Roßlau gemachten
Erfahrungen nutzte. Der Gebäudekomplex diente dann von 1938 bis in die
frühen 1990er Jahre als Kino. Heute steht er leer und verfällt. Einzig
ein Gedenkstein erinnert vor Ort an das Leiden der Häftlinge im früheren
Konzentrationslager Roßlau in Anhalt. |
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