Im Sommer 1840 war es soweit: Die Residenzstadt Köthen in Anhalt erhielt einen Eisenbahnanschluss, nun konnte man Güter und Personen schnell nach Magdeburg oder Leipzig transportieren. Und schon im September des gleichen Jahres erreichte eine neue, einundzwanzig Kilometer lange Trasse von Köthen kommend auch Dessau. Doch diese Strecke war nur ein Teilstück eines viel größeren Vorhabens. Denn im Folgejahr waren die Schienen über Coswig (Anh.) und Wittenberg bis nach Berlin verlegt.

Auftraggeber war die Berlin-Anhaltische Eisenbahn-Gesellschaft, für die nächsten vier Jahrzehnte das bedeutendste Eisenbahnunternehmen Deutschlands. Den Endpunkt in Berlin bildete der Anhalter Bahnhof, von dem heute nur noch die Portalruine steht.

Köthen, bis dahin eher ländlich beschaulich, war unterdessen zum ersten Eisenbahnknotenpunkt Deutschlands geworden. Wollte man von Berlin in die Messestadt Leipzig, musste man in Köthen umsteigen. 1846 konnte man von hier aus dann auch Bernburg erreichen. Das Zerbst und Ballenstedt erst wesentlich später, in den 1860er Jahren, einen Eisenbahnanschluss bekamen, ist nur ein Zeichen dafür, wie man hier auch den Anschluss an die Industrialisierung lange verpasst hat. Der Köthener Bahnhof hingegen wurde um seiner selbst willen zum Reiseziel und galt lange als wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt.

Hier konnte man ihn in Anhalt atmen, den Hauch der großen Welt, mit Hotel und Spielcasino. Vermischt mit dem Qualm der ersten Dampfloks.