Anhalt war früh in das deutsche Eisenbahnnetz eingebunden.
Bereits 1829, nur vier Jahre nach der Eröffnung einer ersten
öffentlichen Eisenbahnstrecke in England, kursierten Schriften, eine
solch zweckmäßige Verbindung auch in Mitteldeutschland zu schaffen.
Gedacht war an eine Trasse von Magdeburg über Köthen nach
Leipzig.
Widerstände mussten überwunden werden,
auch weil die geplante Strecke durch mehrere Länder führen würde.
Genauer durch die Königreiche Preußen und Sachsen sowie das
Herzogtum Anhalt-Köthen. 1838 begann man, aus der Idee
Realität werden zu lassen. Privat finanziert und ohne
Fördermittel.
Da Eisenbahnlinien in geraden Strecken oder schwachen Kurven
verlaufen, war freies Gelände eine wichtige Voraussetzung.
Durch eine alte Stadt eine Eisenbahn zu legen, war undenkbar.
Dies ließen auch die immer noch existenten mittelalterlichen
Stadtbefestigungen nicht zu. Deshalb wurden die
Bahnhöfe jener Jahre stets etwas außerhalb der Altstädte errichtet, oder
gar – wie im anhaltischen Coswig – auf damals freiem Feld.
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Im Sommer 1840 war es soweit:
Die Residenzstadt Köthen in Anhalt erhielt einen Eisenbahnanschluss, nun
konnte man Güter und Personen schnell nach Magdeburg oder Leipzig
transportieren. Und schon im September des gleichen
Jahres erreichte eine neue, einundzwanzig Kilometer lange Trasse von
Köthen kommend auch Dessau. Doch diese Strecke war nur
ein Teilstück eines viel größeren Vorhabens. Denn im Folgejahr waren die
Schienen über Coswig (Anh.) und Wittenberg bis nach
Berlin verlegt.
Auftraggeber war die
Berlin-Anhaltische Eisenbahn-Gesellschaft, für die nächsten vier
Jahrzehnte das bedeutendste Eisenbahnunternehmen Deutschlands.
Den Endpunkt in Berlin bildete der Anhalter Bahnhof, von dem heute nur
noch die Portalruine steht.
Köthen, bis dahin
eher ländlich beschaulich, war unterdessen zum ersten
Eisenbahnknotenpunkt Deutschlands geworden. Wollte man
von Berlin in die Messestadt Leipzig, musste man in Köthen umsteigen.
1846 konnte man von hier aus dann auch Bernburg erreichen.
Das Zerbst und Ballenstedt erst wesentlich später, in den 1860er Jahren,
einen Eisenbahnanschluss bekamen, ist nur ein Zeichen dafür, wie man
hier auch den Anschluss an die Industrialisierung lange verpasst hat.
Der Köthener Bahnhof hingegen wurde um seiner selbst willen zum
Reiseziel und galt lange als wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt.
Hier konnte man ihn in Anhalt atmen, den Hauch der großen Welt, mit
Hotel und Spielcasino. Vermischt mit dem Qualm der
ersten Dampfloks. |