Der Anhalt-Schreiber
Geschichten zwischen Harz und Fläming |
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Die wilde
Katze vom Brocken |
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Anhalts wichtigste Künstlerin kam aus Ballenstedt |
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Aufsehen erregten sie in Ballenstedt schon, die
Scherenschnitte des Mädchens. Die dicke Nachbarin war
ebenso unschwer zu erkennen wie der strenge Pastor.
Eine Künstlerin würde die kleine Caroline werden, prophezeiten die Leute.
Und die Eltern mögen Stoßseufzer gen Himmel geschickt haben:
Hoffentlich nicht.
Künstlerin.
Es war schon für einen Mann schwer genug, sich als Künstler
durchzuschlagen. Abhängig zu sein von Moden und reichen
Gönnern. Für einen Mann schwer, für eine Frau ganz
unmöglich!
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Caroline Bardua war die älteste Tochter des
Johann Adam Bardua, Kammerdiener beim Erbprinzen und späteren Herzog
Alexius von Anhalt-Bernburg. Das Mädchen war 1781 in
Ballenstedt geboren, wo seit anderthalb
Jahrzehnten
der fürstliche Hof residierte. Die Eltern waren musisch
begabt, doch das weit größere Talent der Tochter offensichtlich.
Schweren Herzens folgte man der Empfehlung eines Verwandten und ließ
Caroline ab 1805 die Kunstschule in Weimar besuchen.
Die junge Frau fand Aufnahme in den Kreis um Goethe, der Caroline
förderte und sich von ihr porträtieren ließ. Ihre
künstlerische Ausbildung setzte Caroline anschließend in Dresden bei
Gerhard von Kügelgen fort.
Hier nannte man die
junge Frau aus dem anhaltischen Harz die „wilde Katze vom Brocken“.
In der Elbestadt erzielte sie auch erste Erfolge bei Ausstellungen.
Unstete Reise- und Wanderjahre folgten, immer auf der Suche nach
Aufträgen. Es waren ihre fein gezeichneten Porträts,
die ihr Anerkennung und Einnahmen brachten. Mehr als
dreihundert Porträtgemälde von Caroline Bardua sind bekannt, unter
anderem ließen sich der Maler und Freund Caspar David Friedrich,
Stargeiger Niccolo Paganini, Komponist Carl Maria von Weber und
Angehörige der königlich preußischen Familie porträtieren.
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Caroline Bardua: Ein
1822 entstandenes Selbstporträt zeigt Caroline Bardua mit einer Laute.
Tatsächlich war sie auch musisch hoch begabt. |
Berlin wurde längere
Zeit zum Lebensmittelpunkt.
Caroline verband zahlreiche
Freundschaften mit Männern und Frauen der Kunst- und Kulturszene,
genannt seien nur die Namen Tieck, Schadow, Schopenhauer, v.
Arnim.
Mit den Einkünften aus ihrer Malerei
konnte die Bardua ihr Leben selbst finanzieren.
Geschäftstüchtig legte sie Geld in Aktien an, unter anderem war sie am
neuen Kurbad Alexisbad beteiligt.
Neben Ballenstedt ist
eine zweite Stadt in Anhalt mit ihr besonders verbunden:
Coswig.
„Mein Filial“ nannte sie die
Kleinstadt an der Elbe.
Nie verheiratet, gehört
Caroline Bardua zu den ersten bürgerlichen Frauen, die sich im
Künstlerberuf eine eigene Existenz aufbauten.
Ganz ohne
Mäzen oder reichen Ehemann.
Den Lebensabend verbrachte
Caroline Bardua in ihrer Heimatstadt Ballenstedt, wohin sie schließlich
zurückgekehrt war.
Hier verstarb sie auch am 2.
Juni 1864.
Ihr Lebenswerk wird seit einigen
Jahren wiederentdeckt. |
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