Der Anhalt-Schreiber
Geschichten zwischen Harz und Fläming |
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Mächtige Grafenburg in Anhalts
Norden |
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Wer zum ersten Mal in der nördlichsten Ecke
Anhalts unterwegs ist, dem begegnet in Lindau (Anhalt) ein
eindrucksvoller Turm. Aus rotem Backstein errichtet,
ragt er trutzig in den Himmel. Die Überreste einer
Burganlage, die einst imponierende Ausmaße hatte.
Die greifbare Vergangenheit der Lindauer Burg reicht bis ins 12.
Jahrhundert zurück, in die Epoche deutsch-slawischer Kämpfe unter
Albrecht dem Bären, Stammvater des Fürstenhauses Anhalt.
Gleich Roßlau war Lindau übrigens ein Lehen des Reichsstiftes
Quedlinburg. Dieser Anspruch mag aus älterer,
vielleicht sogar ottonischer Zeit stammen.
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Trutzig
ragen sie auf – die Reste der alten Burg zu Lindau (Anhalt). Dabei
stammt der markante Turm erst aus dem 19. Jahrhundert.
Die Grafen von Lindau
Um 1200 übernahmen die Edelherren von Arnstein die Lindauer Burg.
Das heute erloschene Geschlecht gehörte im Mittelalter zu den
bedeutenden Territorialherren der Region. Ursprünglich
am Fuße des Ostharzes ansässig, kamen sie als Gefolgsleute der Askanier
in das Gebiet an der mittleren Elbe. Nach den neu
gewonnenen Besitzungen nannten sich Teile der Familie bald Grafen von
Lindau. Mit den Askaniern zogen sie dann weiter in die
Mark Brandenburg und unterwarfen hier das Gebiet östlich der Ruppiner
Seenkette. Dort lag in der Folgezeit der Schwerpunkt
der familiären Interessen. |
Doch Fehden und Expansionspläne in Brandenburg verschlangen Geld,
ebenso wie der mittlerweile großzügige Ausbau der Lindauer Burg.
Ab 1370 sahen sich die Grafen deshalb gezwungen, von den Fürsten von
Anhalt Geld zu leihen und dafür ihre Stammburg als Pfand auszugeben.
1457 erwarben die anhaltischen Fürsten die Grafschaft Lindau dann
endgültig. Die Burg verfiel in den kommenden
Jahrhunderten. |
Die Burg in jüngerer
Zeit Erst Herzog Leopold IV. Friedrich von
Anhalt (1794-1871) begeisterte sich wieder für die alte Wehranlage.
Eigenhändig entwarf der Herzog eine Skizze zur
Wiederherstellung des Turmes, der 1863/64 als „ein trotziges Zeugnis der
kampfbereiten Vorfahren“ in seiner heutigen Gestalt errichtet wurde.
Zwischenzeitlich hatte man auf dem Gelände eine
landwirtschaftliche Domäne geschaffen, deren Wirtschaftsgebäude nach der
Bodenreform 1945/48 abgerissen wurden.
In
der DDR wurde die Burg zum Volkseigentum und verkam weiter.
Letzte renaissancezeitliche Teile der Vorburg wurden 1988 mit
Hilfe eines sowjetischen Panzers abgerissen. Erst nach
der politischen Wende waren der Wille und genügend Mittel vorhanden, um
Teile der Burg zu restaurieren, zu gestalten und nach neuen Nutzungen zu
suchen.
So dienen bereits seit 1876 Teile der
Vorburg als Schulgelände. Und auch heute bevölkern
kleine Ritter und Prinzessinnen das Burgareal. Daneben
gibt es vielfältige Veranstaltungen. Der absolute
Höhepunkt im Jahr 2012 wird sicher der 14. Juli sein,
wenn hier eine große Festveranstaltung anlässlich des Jubiläums „800
Jahre Anhalt“ stattfindet. |
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