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Nienburg: Kloster mit Ostblick  
   
 

Unter den geistlichen Einrichtungen in Anhalt nahm die Benediktinerabtei Nienburg an der Saale eine herausgehobene Rolle ein. Die Geschichte des Klosters begann im Harz: 970 gründeten zwei Neffen des berühmten Markgrafen Gero ein Benediktinerkloster, gelegen zwischen Gernrode und Harzgerode. Nach einer Überlieferung empfanden die Mönche den Ort jedoch als unwirtlich und das Klima zu rau. So ließ Kaiser Otto II. das Kloster schon fünf Jahre nach der Gründung nach Nienburg, an die Mündung der Bode in die Saale, verlegen. Hinter den klimatischen Erwägungen sind jedoch wichtigere Gründe zu vermuten.

So bot sich der neue Standort an, um die slawisch besiedelten Gebiete östlich der Saale für das Christentum zu erschließen. Und auf diese Weise stabiler in das Reichsgefüge einzubinden.

 


















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Kupferstich des Nienburger Klosters von 1710 Kupferstich des
Nienburger Klosters
von 1710
 




Das Kloster profitierte in den nächsten Jahrzehnten von umfangreichen Schenkungen und verfügte bald über unglaublichen Landbesitz.
                                                                                                                                                                                                                            

1166 verlor die Nienburger Benediktinerabtei die Reichsunmittelbarkeit: Kaiser Friedrich Barbarossa überließ das Kloster dem Erzstift Magdeburg. In der Folge büßte Nienburg umfangreiche Besitzungen ein, blieb aber das reichste Kloster Mitteldeutschlands. Übergriffe der Schutzvögte aus dem Hause Anhalt führten schließlich unter Abt Gernot zu einem schweren Konflikt. 1220 ließ Fürst Heinrich von Anhalt den Abt überfallen, blenden und die Zunge abschneiden. Ein Waisenknabe war Anhalts erster Fürst nicht.

Im Bauernkrieg 1525 flohen die Mönche, der damalige Abt kehrte erst drei Jahre später zurück. Wohl 1552 wurde das Kloster durch die Fürsten von Anhalt säkularisiert, die Klosterbauten, die sich nördlich an die Kirche anschlossen, nutzte man seither als Domäne. Pläne, hier eine landesherrliche Schule unterzubringen, scheiterten.

Die Klostergebäude wurden unter Fürstin Anna Eleonore von Anhalt zwischen 1670 und 1690 abgebrochen beziehungsweise zum Schloss umgebaut. Seit dieser Zeit wurde die ehemalige Klosterkirche St. Marien und St. Cyprian als Hofkirche genutzt. Nachdem das Schloss im 19. Jahrhundert leer stand, diente es ab 1871 als Reisstärke- und Malzfabrik. Dabei gingen die herrschaftlichen Raumgestaltungen weitestgehend verloren, der Schlosskomplex bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Dieser Zustand ist heute unverändert. Und eine Nutzung des landesgeschichtlich so wichtigen Objektes fehlt.

Besser sieht es da für die immer noch als Gotteshaus genutzte Klosterkirche aus. Der eindrucksvolle Sakralbau ist montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr sowie am Wochenende von 14 bis 16 Uhr für Besucher geöffnet.

   
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