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Des Landes stillster Garten  
   

Nordwestlich von Waldersee, einem Ortsteil von Dessau-Roßlau, erstreckt sich die reizende Anlage des Luisiums, ein Höhepunkt der arkadischen Landschaft in Anhalt.

1753 erwarb Prinz Dietrich von Anhalt-Dessau das als „Vogelherdt“ bezeichnete Areal für den noch unmündigen Fürsten Franz. Ein Herrenhaus wurde errichtet, das in einen kleinen Barockgarten eingebettet war. Volljährig geworden, stellte Franz 1762 für den Vogelherd den aus Klieken (Anhalt) stammenden Gärtner Johann Friedrich Eyserbeck ein. Dieser hatte über mehrere Jahre Berufserfahrung in den Niederlanden und England gesammelt. Eyserbeck und seine Familie nahmen ihren Wohnsitz im Wirtschaftshof, der heute gastronomisch und als stilvolles Gästehaus genutzt wird.


















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1774 begannen intensive Arbeiten am Vogelherd. Damals erhielt Fürstin Luise, mit der Franz seit einigen Jahren vermählt war, den westlichen Teil des Areals geschenkt. Aus einem Altarm der Mulde modellierte man eine Teichlandschaft, das alte Herrenhaus wurde abgebrochen. An dessen Stelle wurde nach Plänen von Erdmannsdorff bis 1778 ein kleines Schlösschen errichtet, das in gestalterischer Nähe zum Ursprungsbau des Georgiums steht.

Als Fürstin Luise 1780 ihren dreißigsten Geburtstag feierte, wurde der Vogelherd ihr zu Ehren in „Luisium“ umbenannt. Im Gegensatz zu den Wörlitzer Anlagen, die stets Besuchern offen standen, drang die Fürstin im Luisium auf mehr Intimität und Abgeschiedenheit. Sie erreichte, dass ihr Garten nur noch an zwei Tagen wöchentlich öffentlich zugängig war. Trotzdem fühlte sich die Fürstin von den fremden Besuchern bedrängt.
Schloss LuisiumEher wie ein Pavillon wirkt das kleine Schlösschen im Luisium. Es war das stille Refugium der Fürstin Luise (1750-1811), der Gemahlin
des Fürsten und späteren Herzogs Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau

In ihrem Tagebuch schreibt sie: „ Nach Tisch, da es der Tag war, wo die Leute alle meinen Garten besuchen durften, blieb ich in meinem Zimmer und arbeitete am Tische. Ich konnte um 8, da die Leute den Garten verlassen hatten, doch nicht wieder hinunter gehen, weil da schon der Tau fiel und die Luft sehr kalt war. Ich aß also unten im Saal im Mondenschein. Oh Gott Gott, wie mir da ward.

In den kommenden Jahrzehnten wurde die 14 Hektar große Anlage durch weitere Staffagen ergänzt. So entstanden sogar erst 1815/16, die Fürstin war mittlerweile verstorben, die neogotischen Eingangspavillons am Osttor des Gartens, der nun auch jederzeit öffentlich zugängig war.

Für Freunde Anhalts und des Gartenreichs hat das Luisium übrigens eine ganz spezielle Bedeutung: Es ist der Sterbeort des Fürsten Franz. Der Schöpfer der anhaltischen Kulturlandschaft an Elbe und Mulde verstarb hier am 9. August 1817 an den Folgen eines Reitunfalls.
   
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