Der Anhalt-Schreiber
Geschichten zwischen Harz und Fläming |
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Der Fürstin' Burg ein
Hurennest |
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Die Burg Roßlau und Fürstin Margaretha
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In der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts erregte kaum ein Schicksal so viel Aufmerksamkeit wie jenes
der Fürstin Margaretha von Anhalt. 2011 jährte sich
ihr Geburtstag zum 500. Male. Geboren als brandenburgische Prinzessin, wurde sie zum
Spielball politischer Interessen. Nur kurz währte ihre
arrangierte Ehe mit dem viel älteren Herzog von Pommern, der bald nach
der Vermählung starb.
Nun warb Fürst Johann IV.
von Anhalt um die in Pommern unbeliebte Witwe.
Im Februar 1534 wurde in Dessau die Ehe zwischen Margaretha und Fürst
Johann vollzogen. Dem rauschenden Fest folgte bald
Ernüchterung für die
Eheleute.
Zwar gebiert sie dem Fürsten die erwarteten Prinzen,
gleich-zeitig glaubt Margaretha, man wolle sie am Hof vergiften.
Bald ist das Verhältnis zwi-schen ihr und dem Fürsten so
zerrüttet, das Margaretha vor dem Gatten auf die Roßlauer Burg flieht.
Martin Luther versucht erfolglos, in den Ehe-angelegenheiten des
fürstlichen Paares zu vermitteln.
Historischer Stich der Burg Roßlau
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Zum Jahresende
1549 verbreitete sich ein neues Gerücht am anhaltischen Hof:
Margaretha habe eine Affäre mit dem Leibarzt Christoph Böhmer,
zusammen sollen sie außerdem fürstliche Kleinodien entwendet und
versetzt haben. Unter Margaretha sei Burg Roßlau zum
Hurennest verkommen. Fürst Johann ließ beide
inhaftieren, Böhmer wurde gefoltert.
Nach
Monaten in Haft verhalf Prinz Carl, der älteste Sohn, seiner Mutter zur
Flucht. Ihre fünf Kinder, die in Anhalt zurückblieben,
sah sie nie wieder. Unterdessen war Fürst Johann IV.
außer sich. Bereits seit Jahren durch einen
Schlaganfall geschwächt, starb er im Februar 1551.
Schließlich verfiel Margaretha der Idee, nur im fernen
Preußenland am Hofe ihres Vetters glücklich werden zu können.
Inzwischen warnte ihre eigene Familie vor dem Umgang mit ihr.
Doch, so Margaretha: „Ein armes Weib leidet
oft mit Unschuld“. Auf der Reise nach Preußen ließ sich
Margaretha von einem ehemaligen Soldaten begleiten.
Die beiden werden vor dem Überschreiten der preußischen Grenze gestellt
und eingekerkert. Als Mann verkleidet, gelingt
Margaretha abermals die Flucht, bei der sie auch ihren Begleiter
befreien kann. Er wurde ihr dritter Ehemann.
In den folgenden zwei Jahrzehnten führte die Familie ein
armseliges Leben in einem Bauernhaus der preußischen Provinz.
Wann und wo Margaretha ihr Leben beendete, darüber gibt es
widersprüchliche Angaben. Tatsache ist, dass die
fürstliche Familie und ihre Historiker die Fürstin mit dem
unstandesgemäßen Lebenswandel systematisch aus der anhaltischen
Geschichtsschreibung verbannten. |
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