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Von Zwergen und Sachsenblumen  
   

Malerisch liegt das ehemalige Residenzschloss Plötzkau auf dem Hochufer oberhalb der Saaleaue. Die 1049 erstmals erwähnte Anlage zählt zu den Höhepunkten der Schlossarchitektur in Anhalt. Sie war im 11. und 12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Plötzkau.

Um den Plötzkauer Grafen Helperich rankt sich folgende Sage: Helperich hörte einst während der Jagd zauberhafte Melodien. Ein Zwerg war es, der auf einer Waldlichtung sein Zauberhorn blies. Graf Helperich, verzückt von den Klängen, raubte ihm das Horn. Der Zwerg war außer sich und schrie: „Helperich, gib mir mein Horn zurück! Dann wird dein Gut sich mehren Tag um Tag. Behältst du es aber, so erlischt dein Geschlecht gar bald, Feinde werden deine Erben sein!“


















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Renaissance-Schloss Plötzkau mit romanischen Bergfried
Der noch aus der Romanik stammende Bergfried von Plötzkau hat über drei Meter starke Mauern. Weit ins Land gewährt er Ausblick
Blick über den Wirtschaftshof zur inneren Schlossanlage

Der Graf behielt das Horn. Und der Zwerg recht. Helperichs Sohn Konrad, den man ob seiner Waffenkünste und Anmut „die Sachsenblume“ nannte, starb durch einen Pfeilschuss 1133 im Italienfeldzug König Lothars. Unter dem Bruder Bernhard II. wurde Plötzkau 1139 durch ein Heer des Erzbischofs Konrad von Magdeburg zerstört. Bernhard selbst kam als letzter seines Geschlechts kinderlos 1147 im Zweiten Kreuzzug um. Die Schwester Irmengard ging als Äbtissin ins Kloster Hecklingen. Das Geschlecht der Grafen von Plötzkau war erloschen.

In den folgenden Jahren kam es zwischen Albrecht dem Bären und Heinrich dem Löwen zum Streit um das Plötzkauer Erbe, bei dem sich Albrecht durchsetzte. Dadurch gelangte Plötzkau letztendlich an Anhalt.

Schloss Plötzkau – Ansicht von OstenVon 1566 bis 1573 wurde die Anlage im Stil der Renaissance umgebaut, stolze 21 Giebel schmücken seitdem das Schloss. Dabei wurden aber auch mittel-alterliche Bauteile der alten Burg wie der imposante Bergfried beibehalten. Von der ehemals herrschenden Pracht kündet noch der Fürstensaal mit seinem ein-drucksvollen Sandsteinkamin, 1566/67 vom Stein-metzmeister Georg Schröter aus Torgau gefertigt. Plötzkau wurde im Dreißigjährigen Krieg kaum in Mitleidenschaft gezogen und hat deshalb den Charakter eines mitteldeutschen Renaissance-Schlosses bewahrt.
                                  Schloss Plötzkau, ehem. Kernburg, 
                            Außenansicht – Blick von Osten
    
Von 1611bis 1665 bestand für wenige Jahrzehnte das zwergenhafte Fürstentum Anhalt-Plötzkau, das  hier seine Residenz nahm. Nach einer Nutzung als Lackwaren- und Tabakfabrik, dienten die ehrwürdigen Mauern von 1840 bis 1874 als Anstalt für „Trunkenbolde und arbeitsscheue Elemente“.

Seit der politischen Wende erfolgen durch die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt schrittweise größere Sicherungsmaßnahmen, die Burggastronomie und ein Veranstaltungsprogramm beleben die großzügige Anlage.
   
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