Der Anhalt-Schreiber   Geschichten zwischen Harz und Fläming PfeilRetour
   
Vierzehn Engel aus Stuck  
Posaunenklang und fromme Sprüche in der ehemaligen Klosterkirche Hecklingen  
   
Klosterkirche HecklingenDie Ursprünge des hiesigen Klosters sind in der Wüstung Kakelingen, östlich von Hecklingen, zu suchen. Hier lag auch die Burg der Herren von Kakelingen, die unter Kaiser Heinrich IV. das Grafenamt in Plötzkau erhielten. Am alten Stammsitz errichtete Graf Bernhard I. von Plötzkau um 1070 ein Kanonikerstift, das als Familienkloster des Grafengeschlechts diente und um 1130 in ein Benediktinerinnenkloster umgewandelt wurde.

Als die Grafen von Plötzkau wenig später ausstarben, übergab man die Klostervogtei den Askaniern, die im nahen Hecklingen ein Gut besaßen. Nun wurde das Kloster hierher verlegt. Aus dieser Zeit stammt auch die Verehrung des heiligen Pancratius, der bei den Askanier eine besondere Rolle spielte. Zeitnah mit der Verlegung erfolgte die Errichtung der Klosterkirche nach Vorbildern anderer großer Kirchen im Harzraum.

Etwa seit 1180 führten die askanischen Herzöge von Sachsen-Wittenberg die Klostervogtei. Nach deren Aussterben 1422 kam die Vogtei an die Fürsten von Anhalt. 1496 zerstörte ein Brand weite Teile der Klosteranlage, doch war die Kloster-kirche wohl nicht betroffen. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster im Jahr 1559 durch die Fürsten von Anhalt säkularisiert. Das daraus gebildete landesherrliche Gut verkaufte man bereits 1571 an die Familie von Trotha.

Stuckengel in der Klosterkirche Hecklingen
War die Klosterkirche einst reich ausgestattet, ließen die calvinistischen Fürsten von Anhalt im Jahr 1609 die „Götzen und Götzenbilder“ vernichten. Erhalten blieb aber etwas, das dem heute evangelischen Gotteshaus deutschlandweit Bedeutung verschafft: Ein großartiger Zyklus von vierzehn Engelsgestalten aus Stuck, die zwischen Himmel und Erde zu schweben scheinen. Ihre Schwingen weit ausbreitend, erheben sie sich im Mittelschiff der Klosterkirche. Während die vier Engel in den Ecken große Posaunen tragen (nur zwei haben sich ganz erhalten), halten die anderen Spruchbänder, deren Aufschriften verloren sind. Die um 1225 geschaffenen Engel sind in weite, rauschende Tuniken gehüllt, unter der vom Wind bewegten Kleidung ist der Körper fast immer zu erahnen. Die stark farbige Bemalung geht auf eine Restaurierung der 1880er Jahre zurück.

Tatsächlich lassen sich vergleichbare Engelreliefs schon seit dem 12. Jahrhundert in Mitteldeutschland nachweisen. Allein – es hat sich kein anderes erhalten. Außer dem in Hecklingen in Anhalt.



























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