Einband der Publikation

Vorwort

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Vereinsmitglieder, das Jahr ist wieder sehr schnell vorüber gezogen und sicherlich warten Sie schon gespannt auf den neuen Jahrgang der Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Landeskunde, den ich Ihnen hiermit in die Hande geben kann. Es handelt sich bereits um den 25. Jahrgang. Der erste Jahrgang unserer Zeitschrift erschien 1992, zweieinhalb Jahre nach der Gründung des Vereins für Anhaltische Landeskunde, der sich als Nachfolger des 1875 gegründeten Vereins für Anhaltische Geschichte und Altertumskunde und des ab 1890 bestehenden Vereins für Anhaltische Landeskunde versteht. Herausgegeben wurde dieser erste Jahrgang der Mitteilungen von einem Redaktionskollegium, das vom unvergessenen Günther Hoppe aus Köthen geleitet wurde. Ursprüngliche Absicht war es, im ersten Jahrgang wichtige Beiträge aus den Zeitschriften der Vorgängervereine nachzudrucken. Doch von Anfang an wurden zahlreiche neue Beiträge zur so bewegten, spannenden, vielfältigen und außergewöhnlichen Geschichte Anhalts und seiner Bewohner eingereicht, so dass der Jahrgang 1 der Mitteilungen von Anfang Beiträge mit aktuellen Themen und Forschungsergebnissen bot.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Allerdings hat sich das Redaktionskollegium dazu entschlossen, das äußere Erscheinungsbild des hiermit vorgelegten 25. Jahrgangs der Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Landeskunde etwas zu ändern. Wir hoffen, dass dieses auf die Zustimmung unserer Vereinsmitglieder trifft.

Auf diesmal 258 Seiten hält der aktuelle Jahrgang wie immer eine große Bandbreite an Themen für Sie bereit. Am Anfang des Bandes finden Sie den Beitrag Wilhelm Müller, die „Ur-Müllerlieder“ und sein Freundeskreis in Berlin von Petra Dollinger. Petra Dollinger führt uns in die Welt der Berliner Salons, speziell in den Salon des Jurastudenten August von Staegemann, Sohn des dichtenden preußischen Staatsrats Friedrich August von Staegemann. Im Mittelpunkt des Beitrags stehen die Ur-Müllerlieder von 1816 im Staegemann-Kreis, ihre Spuren in Müllers Monodrama von 1820 und die Nachklänge, welche Müllers Gedichte weit über seinen Tod hinaus bei den Berliner Freunden fanden. Es folgt ein vor allem auf zeitgenössischen Akten beruhender Beitrag von Henning Weseloh über den Kriegszug des Fürsten Christian I. von Anhalt-Bernburg nach Frankreich 1591/1592. Es handelt sich nicht um eine „Kriegsberichterstattung“, sondern um eine Analyse des Problems der Geldbeschaffung für solche Feldzüge, die auch Hinweise auf die Lebensverhältnisse der Söldner und die Heeresorganisation jener Zeit sowie auf Personen geben, die Christian bei dieser Aufgabe zur Seite standen. Ralf-Gunnar Wehrlich verfolgt in seinem Beitrag Gespalten vereint: Adler und Balken im anhaltischen Stammwappen. Beobachtungen und Betrachtungen zum 800jährigen Jubiläum anlässlich des 800. Jahrestages der ältes ten Darstellung des anhaltischen Wappens im Jahr 1215 und anhand zahlreicher bisher unbeachtet gebliebener Quellen die Stellung des Stammwappens im fürstlichen Gesamtwappen durch die Jahrhunderte bis zu dessen jähen Bedeutungsverlust als staatliches Hoheitszeichen durch die Ereignisse des Jahres 1918. Zudem erörtert er die Frage, inwieweit das Adler-Balken-Wappen heute noch geeignet wäre, die Geschichte des Landes Sachsen-Anhalt zu illustrieren, und wirft einen Blick auf die aktuelle Rolle des sächsischen Stammwappens in der Kommunalheraldik. Christiane Heinevetter und Roland Wiermann stellen in ihrem Beitrag Raphael Carl Reinhardt – der letzte Hofmaler von Anhalt-Bernburg das Leben und das Werk dieses Künstlers vor. Die Grundlage für diesen Beitrag bilden Skizzenbücher, Zeichnungen, Fotoalben, Poesiealben und weitere persönliche Dinge des letzten Bernburger Hofmalers Reinhardt (1820–1903), die das Museum Schloss Bernburg im Jahr 2013 erwerben konnte.

Im Mittelpunkt der Analyse von Bernd G. Ulbrich stehen Fremdarbeiter in Dessau (1939–1945). Dieses unrühmliche Kapitel der Dessauer Zeitgeschichte wird detailliert und gut nachvollziehbar in vielen damit zusammenhängenden Fragestellungen betrachtet: Herkunftsländer der Fremdarbeiter, deren Einsatzorte, Unterkünfte, Arbeits- und Lebensbedingungen usw.

Es schließt sich der Beitrag Ein vergessener Herrscher – Biographische Studien zu Herzog Friedrich II. von Anhalt (1856–1918) von Ralf Regener an, der damit seine biographischen Studien über die anhaltischen Herzöge des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ebenso fortsetzt wie Udo Franz seinen landeskundlichen Rundgang entlang von Anhalts Grenzen in heutiger Zeit mit Teil VII Von der Bode zurück zur Saale und die anhaltische Exklave Grosmühlingen. Mit den Beiträgen Die Beweinung Jesu – eines der wenigen im Gotischen Haus verbliebenen Gemälde eines altniederländischen Meisters von Reinhard Melzer und Ein seltenes Bilddokument über Verhaftungen 1945 in Deetz von Hermann Seeber und Doris Fischer folgen noch zwei Miszellen. Die Rubrik der Rezensionen konnten im vorliegenden Jahrgang 25 der Mitteilungen erfreulicherweise erweitert werden. In sieben Besprechungen werden Ihnen Bücher zur anhaltischen Geschichte oder mit Bezug zu unserer Region vorgestellt. Ein Bericht Gisela Wesselys über die 25. Jahresversammlung des VAL am 20. Mai 2016 in Aschersleben schließt den Band ab.

Freuen Sie sich also auf wieder reichlich neuen Lesestoff.
Für das Redaktionskollegium
Dr. Frank Kreißler

Inhaltsverzeichnis

Beiträge

Vorwort 7
Petra Dollinger (Gräfelfing) Wilhelm Müller, die „Ur-Müllerlieder“ und sein Freundeskreis in Berlin 9
Henning Weseloh (Dessau-Roßlau) Der Kriegszug des Fürsten Christian I. von Anhalt-Bernburg nach Frankreich 1591/1592 39
Ralf-Gunnar Werlich (Greifswald) Gespalten vereint: Adler und Balken im anhaltischen Stammwappen. Beobachtungen und Betrachtungen zum 800jährigen Jubiläum 63
Christiane Heinevetter (Minden) und Roland Wiermann (Bernburg/Saale) Raphael Carl Reinhardt – der letzte Hofmaler von Anhalt-Bernburg 117
Ralf Regener (Magdeburg) Ein vergessener Herrscher – Biographische Studien zu Herzog Friedrich II. von Anhalt (1856-1918) 137
Bernd G. Ulbrich (Wettin-Löbejün, OT Plötz) Fremdarbeiter in Dessau (1939 bis 1945) 155
Udo Franz (Dessau-Roßlau) Anhalts Grenzen in heutiger Zeit. Teil VII: Von der Bode zurück zur Saale und die anhaltische Exklave Großmühlingen 193
Reinhard Melzer (Dessau-Roßlau) Die Beweinung Jesu – eines der wenigen im Gotischen Haus verbliebenen Gemälde eines altniederländischen Meisters 217
Hermann Seeber (Dessau-Roßlau) und Doris Fischer (Dessau-Roßlau) Ein seltenes Bilddokument über Verhaftungen 1945 in Deetz 225

Rezensionen

Rezension von Hannes Lemke (Zerbst/Anhalt) Paul Beckus Hof und Verwaltung des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau (1758-1817). Struktur, Personal, Funktionalität Quellen und Forschungen zur Geschichte Sachsen-Anhalts, Band 9 229
Rezension von Andreas Erb (Dessau-Roßlau) Dessau-Wörlitz und Reckahn. Treffpunkte für Aufklärung, Volksaufklärung und Philanthropismus. Erhard Hirsch zum 85. Geburtstag 232
Rezension von Bernd G. Ulbrich (Wettin-Löbejün, OT Plötz) Frauen in Sachsen-Anhalt. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert 235
Rezension von Frank Kreißler (Dessau-Roßlau) Manuela Dietz, Michael Thomas und Josef Ulfkotte (Hg.) Sportgeschichte mitten in Deutschland. Sammeln – Erforschen – Zeigen 238
Rezension von Lutz Reichhoff (Dessau-Roßlau) Das untere Saaletal. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme zwischen Halle und Bernburg Werte der deutschen Heimat, Band 75 242
Rezension von Alexander Sperk (Halle/Saale) Dessau 1945 – Moderne zerstört. Mit Fotografien von Henri Cartier-Bresson 245
Rezension von Frank Kreißler (Dessau-Roßlau) Dessau – Stadt ohne Zentrum 247

Vereinsleben

Gisela Wessely (Köthen) Bericht über die 25. Jahresversammlung des VAL am 20. Mai 2016 250
Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Lesen Sie dazu unsere Datenschutzinformationen