Einband der Publikation

Vorwort

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Vereinsmitglieder,
ich freue mich sehr, Ihnen einen mit 320 Seiten wieder sehr umfangreichen Jahrgang der Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Landeskunde vorlegen zu können. Unsere Mitteilungen sind das Ergebnis der Bemühungen vieler Beteiligter – der Autoren, der Initiatoren von Beiträgen, der Mitglieder des Redaktionskollegiums, die für die Qualität und die wissenschaftliche und inhaltliche Korrektheit der Beiträge bürgen, der an der Korrekturphase Beteiligten, des Layouters und nicht zuletzt auch der Druckerei. Allen Beteiligten möchte ich an dieser Stelle herzlich danken. Mein Dank gilt in gleicher Weise Frau Martine Kreißler für die wiederum mit großer Sachkenntnis und mit teilweise detektivischem Spürsinn zusammengestellte Bibliographie zur Geschichte Anhalts, die nunmehr zum elften Mal als Beilage zu den Mitteilungen erscheint.

Der aktuelle Jahrgang hält wie immer eine große Bandbreite an Themen für Sie bereit. Den Auftakt bildet der Beitrag Archäologie der anhaltischen Fürsten. Zur frühen Forschungsgeschichte der Archäologie in Anhalt von Andreas Neubert und Roland R. Wiermann, der spannende Einblicke in die Anfänge der archäologischen Forschung in Anhalt bietet. Die Autoren zeigen in ihrem Beitrag auch die zahlreichen neuen Möglichkeiten auf, die sich durch die Vernetzung der wissenschaftlichen Welt im digitalen Zeitalter auch für archäologische Themen ergeben. Im zweiten Beitrag wendet sich Michael Rohrschneider unter dem Titel Anhalt versus Preußen? Die anhaltische Reichstagspolitik im Siebenjährigen Krieg der Politik der Fürsten von Anhalt am Immerwährenden Reichstag und damit einem Thema der historischen Forschung zu, welche die anhaltische Geschichtsschreibung bislang eher vernachlässigt hat.

Ergebnisse eines seit mehreren Jahren an der Hochschule Fulda laufendes Forschungsprojekts zu den homöopathischen heilkundlichen Praktiken Samuel Hahnemanns in der Interaktion mit seinen Patienten und Patientinnen stellen Simone Kreher, Melanie Schlott und Thilo Schlott in ihrem Beitrag Der „Blut hustende“ Kleinpaschlebener Pastor Albert Wilhelm Gotthilf Nagel. Biographisch-medizinhistorische Rekonstruktion auf der Grundlage von Patientenbriefen an Samuel Hahnemann vor. Die Basis dieser Untersuchung bieten rund 5.000 im Archiv des Institutes für die Geschichte der Medizin (IGM) der Robert-Bosch-Stiftung in Stuttgart überlieferte Patientenbriefe. Auch für den anschließenden Beitrag von Andreas Erb und Tobias Schenk sind bislang unbeachtete Quellenbestände ausgewertet worden – Akten des Reichshofrats im Österreichischen Staatsarchiv in Wien. In ihrem Beitrag Zweiundzwanzig Gröbziger Bauern, zwei anhaltische Fürsten, eine kursächsische Kommission und der Wiener Reichshofrat – Ein langer Marsch durch die Institutionen des Alten Reichs illustrieren beide Autoren, wie verschiedene Überlieferungen ineinander greifen und ein Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten können.

Mit dem danach folgenden Beitrag Großer Sieg – reicher Graf? Otto von Ballenstedt, die Schlacht bei Köthen 1115 und das Problem historiographischer Überformung (12. bis 16. Jahrhundert) von Jan Brademann geht der Band auf das Jubiläum 900 Jahre Ersterwähnung von Köthen im Jahr 2015 ein. Der Autor weist in seinem Beitrag nach, dass die Schlacht von Köthen 1115 exemplarisch für einen Prozess der umdeutenden Aneignung historischen Wissens und des Verschmelzens von factum und fictum im kulturellen Gedächtnis steht. Udo Franz setzt seine Beitragsfolge Anhalts Grenzen in heutiger Zeit mit Teil 5 Von der Saale zur Wipper fort, in dem er den ehemaligen Grenzverlauf von Plötzkau bis Unterwiederstedt beschreibt. Der Beitrag Ein vergessener Herrscher. Biographische Studien zu Herzog Leopold Friedrich (1794-1871) von Ralf Regener unternimmt eine Neubetrachtung des Dessauer Herzogs, unter dessen Regierung es zur Wiedervereinigung aller anhaltischen Herzogtümer kam. Dem Thema Medaillen widmet sich Benno Liesche mit seinem Beitrag Die Verleihung des Marien-Kreuzes, eine Kriegsauszeichnung für Frauen im Ersten Weltkrieg . Paul Philipp Beckus beleuchtet Fürst und fürstliche Regierungspolitik auf der Basis der Kabinettsprotokolle von Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau . Hannes Lemke macht mit seinem Beitrag „vide brate“ – Die erhaltenen Zerbster Stadtbücher auf die trotz enormer Verluste immer noch sehr reichen mittelalterlichen Bestände des Zerbster Stadtarchivs aufmerksam.

Den Themenreigen bereichern drei Miszellen. Dr. Klaus-Jürgen Zwietasch fasst Nachrichten aus Anhalt in der „Wiener Zeitung“ in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1810-1850) zusammen. Reinhard Melzer weist in seiner Miszelle Der „Söderaltar“ im Kriegerischen Kabinett des Gotischen Hauses – das letzte Bild, das Fürst Franz für das Gotische Haus in Auftrag gegeben hatte. Eine Neuzuschreibung nach, dass die Darstellung der Mutter Gottes mit dem Kinde auf dem Söderaltar wohl nicht, wie lange angenommen, Hans Holbein d. J. zuzuschreiben ist. Hartmut Ross unternimmt in seiner Miszelle schließlich eine kritische Bewertung von Erwähnungen und Wertungen Christians I. von Anhalt-Bernburg in diversen Publikationen und Ausstellungen. Rezensionen sowie ein Bericht Gisela Wessellys über die 24. Jahresversammlung des VAL am 14. Juni 2014 in Hoym schließen den Band ab. Freuen Sie sich also auf reichlich neuen Lesestoff.

Für das Redaktionskollegium, Dr. Frank Kreißler

Inhaltsverzeichnis

Autorenverzeichnis 7
Vorwort 9

Aufsätze

Von Andreas Neubert (Halle/S.) und Roland R. Wiermann (Bernburg) Archäologie der anhaltischen Fürsten. Zur frühen Forschungsgeschichte der Archäologie in Anhalt 11
Von Michael Rohrschneider (Köln) Anhalt versus Preußen? Die anhaltische Reichstagspolitik im Siebenjährigen Krieg 57
Von Thilo Schlott, Melanie Schlott und Simone Kreher (Fulda) Der „Blut hustende“ Kleinpaschlebener Pastor Albert Wilhelm Gotthilf Nagel. Biographisch-medizinhistorische Rekonstruktion auf der Grundlage von Patientenbriefen an Samuel Hahnemann >.79
Von Andreas Erb (Dessau) und Tobias Schenk (Wien) Zweiundzwanzig Gröbziger Bauern, zwei anhaltische Fürsten, eine kursächsische Kommission und der Wiener Reichshofrat. Ein langer Marsch durch die Institutionen des Alten Reichs 105
Von Jan Brademann (Bielefeld) Großer Sieg – reicher Graf? Otto von Ballenstedt, die Schlacht bei Köthen 1115 und das Problem der historiographischen Überformung hochmittelalterlicher Quellenbelege (12. bis 16. Jahrhundert) 130
Von Udo Franz (Dessau-Roßlau) Anhalts Grenzen in heutiger Zeit. Teil V: Von der Saale bis zur Wipper 161
Von Ralf Regener (Magdeburg) Ein vergessener Herrscher. Biographische Studien zu Herzog Leopold Friedrich (1794-1871) 177
Von Benno Liesche (Dessau-Roßlau) Die Verleihung des Marien-Kreuzes. Eine Kriegsauszeichnung für Frauen im 1. Weltkrieg 209
Von Paul Phillipp Beckus (Halle/Saale) Die Kabinettsprotokolle des Fürsten Franz. Schlaglichter auf die Herrschaftspraxis in Anhalt-Dessau am Ausgang des 18. Jahrhunderts 225
Von Hannes Lemke (Zerbst/Anhalt) „vide brate“ – Die erhaltenen Zerbster Stadtbücher 251

Miszellen

Von Klaus-J. Zwietasch (Dessau-Roßlau) Anhalt in der „Wiener Zeitung“ in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts (1810-1850) 269
Von Reinhard Melzer (Dessau-Roßlau) Der „Söderaltar“ im Kriegerischen Kabinett des Gotischen Hauses – das letzte Bild, das Fürst Franz für das Gotische Haus in Auftrag gegeben hatte. Eine Neuzuschreibung 277
Von Hartmut Ross (Oranienbaum) Christian I. von Anhalt-Bernburg. Erwähnungen und Wertungen in Publikationen und Ausstellungen 285

Rezensionen und Annotationen

Rezension von Bernd G. Ulbrich (Wettin-Löbejün, OT Plötz) Reinhard Sagner: Gerhart Seger und Familie 1933 bis 1934 – Mechanismus des Terrors 307
Rezension von Bernd G. Ulbrich (Wettin-Löbejün, OT Plötz) Jürgen Möller: Endkampf an der Mulde 1945. Der Vorstoß des VII. US Corps aus dem Raum Sangerhausen zur Saale und Mulde, die Besetzung der Stadt Halle und der mitteldeutschen Industrieregion Dessau-Bitterfeld- Wolfen und die alliierte Besatzungszeit zwischen Harz und Mulde 310

Vereinsleben

Von Gisela Wesselly (Köthen) Bericht über die 24. Jahresversammlung des VAL am 14. Juni 2014 in Hoym 313
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