Offener Brief von Mitgliedern der Regionalgruppe Dessau des VAL an den OB Dr. Reck und die Damen und Herren Stadtverordnete Dessau-Roßlau


Eine Bitte an den Oberbürgermeister Dr. Reck und die Stadtverordneten der Stadt Dessau-Roßlau

In der MZ vom 8/9. November erschien der Beitrag: „Stadt will Welterbe abgeben“.
Der Redakteurin Sylke Kaufhold sei gedankt für die präzise Berichterstattung über eine Sitzung des Kulturausschusses der Stadtverordneten. Als Verein für Anhaltische Landeskunde, in diesem Fall speziell der Regionalgruppe Dessau, fühlen wir uns für die Bewahrung des Kulturerbes Anhalts besonders zuständig. Als überparteilicher Verein äußern wir uns nur in besonderen Fällen zu aktuellen politischen Problemen.
Ein solcher Sonderfall liegt hier vor. Deshalb glaubt der Verfasser dieses Beitrages für den größten Teil der immerhin mit Roßlau ca. 100 Mitglieder umfassenden Regionalgruppe sprechen zu können.
Bereits 2023 gab es eine Initiative, damals wohl vom Land ausgehend, die auf dem Gebiet der Stadt Dessau befindlichen Teile des kulturellen Welterbes des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs in die Kulturstiftung zu überführen. Vorrangig ging es dabei um das Schloss Georgium samt Gemäldegalerie. Das erregte Widerspruch. Auch unser Verein meldete sich damals ablehnend zu Wort. Gleichzeitig gaben auch die drei ehemaligen OB Herr Otto, Herr Kuras und Herr Koschig in einem gemeinsamen Schreiben an die Stadt ihre Ablehnung des Vorhabens bekannt. Schließlich gab es für Herrn Dr. Reck vom Stadtrat kein Mandat für Verhandlungen. Wesentlich dabei war sicher auch die Stellungnahme der damaligen verantwortlichen der Finanzen der Stadt Frau Nußbeck. Diese stellte dar, dass der Wert der Gemäldegalerie mit ca. 240 Millionen Euro auf der Habenseite des Vermögens der Stadt registriert ist.
Nach zwei Jahren ist die Situation eine andere. Die sehr angespannte Finanzlage der Stadt veranlasst den OB Dr. Reck auf der Suche nach Einsparungen das Thema nun seitens der Stadt neu aufzurollen. (Siehe o.a. Artikel von Sylke Kaufhold).
Dr. Reck unternimmt einen neuen Anlauf um ein Verhandlungsmandat zu erlangen. Das Land (für die Kulturstiftung) zeigt sich verhandlungsbereit, sieht sich aber nun gegenüber der Stadt Dessau-Roßlau als der stärkere Partner und stellt im Vorfeld nun strikte Vorbedingungen auf.
Es geht nun um das ganze Welterbe auf dem Stadtgebiet. Nur die großen Objekte seien nochmals erwähnt: Schloss Georgium mit Gemäldegalerie und Park einschließlich Becker Bruch ( Wallwitzburg ??), Park Großkühnau, Historischer Friedhof usw., usw.
Das soll mit Haut und Haaren in die Kulturstiftung übergehen. Dr. Reck rechnet mit einer Einsparung von ca. 2 Mio. Euro im Jahr. (Gemäldegalerie ca. 240 Mio. wert).
Eine erste Hürde hat Dr. Reck genommen. Der Kulturausschuss hat mit 3:2 Stimmen bei einer Enthaltung knapp zugestimmt. Wenn Herr Hartmann als Mitarbeiter der Kulturstiftung sich enthalten hat (?) wäre das natürlich fair. Aber speziell er hat die Unabwendbarkeit einer Übertragung beweisen wollen damit, dass die Stadt 32 (!) Mitarbeiter allein für die welterbegerechte Bearbeitung des Parks Georgium/Beckerbruch brauchte. (Bleibt die Frage, wo die Kulturstiftung 32 Mitarbeiter herbeizaubern will).
Das Land räumt auch ein, dass bei einer Übernahme auch erst die entsprechenden Mittel und Kapazitäten bereitgestellt werden müssten. Weitere juristische Probleme werden sicher auftauchen. Unterschwellig kommt auch immer wieder zum Ausdruck, dass die Stadt auch nicht in der Lage ist, den Anforderungen eines fachlich qualitätsgerechten Umgangs mit dem Welterbe gerecht zu werden. Wir fassen das als eine Herabwürdigung der Leistungen der ehemals und heutig tätigen Personen der Stadt auf. Historischer Friedhof, Kühnauer Park, das Umfeld um Schloss Georgium und weitere Objekte zeigen das Gegenteil. Viel ehrenamtliches Engagement würde bei einer Übertragung verloren gehen.
Kurz und gut, wir als Verein bleiben bei einer Ablehnung der geplanten „Zustiftung“.
Es sei ausdrücklich gewürdigt, dass es mit Schloss und Park Mosigkau ein positives Beispiel für eine Übertragung an die Kulturstiftung gibt. Aber der anstehende Fall ist eine andere Größenordnung. Wir geben zu, dass unserer Meinung auch sehr emotional begründet ist. Das lässt sich nicht ausschließen. Geld ist nicht Alles.
Wenn z.B. die erwähnten drei ehemaligen Oberbürgermeister sich ursprünglich ablehnend geäußert haben, dann hat das sicher auch damit zu tun, dass sie in Anhalt groß geworden sind und somit auch eine besondere Beziehung zu den Dingen haben. Genauso wie wir Mitglieder des VAL.
Der jetzige OB Dr. Reck setzt sich sehr ein für die Durchführung einer Bundesgartenschau in Dessau-Roßlau. Das wäre eine wunderbare Sache. Aber auch die dabei entstehenden Objekte bedürfen anschließend der Pflege. Ist die Durchführung angesichts der finanziellen Lage der Stadt noch richtig getrauen wir uns zu fragen?
Apropos: Die Aufgaben und das Ziel eines geplanten Bürgervereins könnten auch sehr gut den Erfordernissen der Pflege des Welterbes in Dessau zugutekommen.
Wir bitten also den OB Dr. Reck und die Stadträte unsere Meinung zu berücksichtigen.
Für Mitglieder des Vereins für Anhaltische Landeskunde RG Dessau
Ralf Rackwitz, Vors.

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