Die Roßlauer Wasserburg, am Rande der Elbaue gelegen, birgt noch einige historische Befunde, die es wert sind, erforscht zu werden. Der Förderverein Burg Roßlau ist hier sehr aktiv und hat während der vielfältigen Baumaßnahmen der vergangenen Jahre etliche archäologische Befunde sichern können.
Mit dem Vortrag „Von der Burg zum Renaissanceschloss“ setzte Torsten Vollert, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Burg Roßlau, am 22. April 2025 die Reihe zur Baugeschichte der Roßlauer Wasserburg fort. Er stellte in der Veranstaltung, die von der Regionalgruppe Anhalt Zerbst in Kooperation mit der AG Heimatgeschichte Roßlau im Ölmühle e.V. und dem Förderverein Burg Roßlau e.V. durchgeführt wurde, die neuesten Erkenntnisse vor. Aufgrund des großen Interesses im vorigen Jahr fand der Vortrag diesmal in der Torscheune der Burg statt, wo mehr Besucher Platz finden.
Inhaltlich ging es um den renaissancezeitlichen Umbau der mittelalterlichen Burganlage im 16. Jahrhundert und deren Entwicklung hin zum Schloss. Nicht mehr der wehrhafte Charakter der Burg stand damals im Mittelpunkt, sondern vielmehr die Nutzung zu Wohn- und Wirtschaftszwecken. So hielten sich im 16. Jahrhundert etwa zeitweise verschiedene anhaltische Fürsten in Roßlau auf. Ab 1587 war die Burg sogar kurzzeitig Witwensitz der Fürstinwitwe Eleonore. Dennoch war die Burg laut Vollert damals mehr ein großer Gutshof als eine Fürstenresidenz.
Im Laufe des 16. Jahrhunderts kam es zu zahlreichen Bau- und Umbauarbeiten, wobei häufig die bereits vorhandene Bausubstanz einbezogen wurde. Im Jahr 1560 wurden z.B. die Dächer der Burg neu ge- bzw. umgedeckt, das Mauerwerk zum Hof geweißt, farblich neu gefasst und ein neuer Wendelstein als Treppenturm errichtet. Aus dem Jahr 1587 ist zudem ein Kostenvoranschlag für ein neues Gebäude auf der Burg vorhanden, welcher vermutlich von Baumeister Peter Niuron stammt. Ob dieser Bau realisiert wurde, ist unbekannt, doch passt der Entwurf von seinen Abmaßen gut zum heutigen sogenannten „Wohnhaus“ (Haus II).
Viele der Umbauten sind heute nicht mehr vorhanden oder wurden durch spätere Baumaßnahmen überformt. Vor allem die noch existierenden Sandsteingewänder der Fenster des ehemaligen Wohnturms und des Amtshauses sind bis jetzt sichtbare Zeitzeugen der damaligen Bauarbeiten. Licht ins Dunkel konnten die zahlreichen Bau- und Sanierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre mit einhergehenden archäologischen Sicherungsarbeiten bringen. Hierdurch ließen sich – hinter Putz oder unter dem heutigen Erdboden versteckt – frühere Türen, Fenster, Nischen und Keller entdecken. Allein die hierbei gefundenen Keramiken, Scherben, Kacheln würden einen weiteren Vortragsabend füllen.
Tobias Zander