Agnes-Almuth Grießbach wies anhand der Grabstätten auf Besonderheiten und bekannte Zerbster Persönlichkeiten hin. Hier am Grab des Bürgermeisters Elias Schmidt († 1639) und seiner Ehefrau Catharina.
Rund 30 Vereinsmitglieder und Interessierte trotzten dem trüben Frühlingswetter und schlossen sich am 29. April 2023 der von der Regionalgruppe Anhalt-Zerbst des Vereins für anhaltische Landeskunde (VAL) organisierten Führung über den Zerbster Heidetorfriedhof an.

Der Friedhof wurde 1582 angelegt, da die bisherigen Friedhöfe innerhalb der Stadtmauern zu klein geworden waren und den hygienischen Anforderungen nicht mehr entsprachen. Später folgten Erweiterungen, sodass die Fläche jetzt eine Größe von fast neun Hektar umfasst, die parkartig gestaltet ist. Die Führung übernahm die Leiterin des Zerbster Museums, Agnes-Almuth Grießbach. Sie berichtete zur Entstehung des Friedhofs und wies auf Besonderheiten und bekannte Persönlichkeiten hin. Zahlreiche Grabmale haben sich bis heute auf den älteren Teilen des Friedhofes erhalten, so z.B. die der Familien Rephun, Sandkuhl und Nebelung, die Gräber der aus der anhaltischen Heimatgeschichte bekannten Franz Kindscher und Max König, aber auch die Grabstätten vieler anderer bekannter Zerbster Familien und Persönlichkeiten.

Die Grabstätte der Familie Rephun/Koehler (links) und das zentrale Gräberfeld für die Opfer des Bombenangriffs vom 16. April 1945.

Besonders hervorzuheben ist das Grabmal des Bürgermeisters Elias Schmidt und seiner Ehefrau aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Hier zeigte sich allerdings auch deutlich, dass der Zahn der Zeit schon an etlichen Grabmalen genagt hatte und weiterhin nagt, sodass in nächster Zeit dringende Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten stattfinden müssen, um einen drohenden Totalverlust zu vermeiden. Hilfreich dafür könnte eine Beschreibung des Friedhofs von Valeska Partheil aus dem Jahr 1901 sein, die in ihrem Buch auch heute nicht mehr lesbare Inschriften bzw. heute nicht mehr vorhandene Grabstätten beschreibt. Nicht nur historische Gräber aus der Geschichte der Stadt Zerbst vom 16. bis zum 19. Jahrhundert findet man auf dem Heidetorfriedhof. Auch die jüngere leidvolle Stadtgeschichte ist präsent. Hier befindet sich auch das zentrale Gräberfeld der Opfer des Bombenangriffs auf die Stadt Zerbst am 16. April 1945. Für 434 der Todesopfer wurde eine bis heute würdige Ruhestätte geschaffen.

Tobias Zander (Text und Fotos)

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